EKKEHARD GNADLER PHOTOGRAPHIEN

EKKEHARD GNADLER

PHOTOGRAPHIEN


EIN WINTERMÄRCHEN

Nach dem Sommernachtstraum im Juli 2018 ergab sich am 21. Januar 2019 mit der folgenden Mondfinsternis ein Wintermärchen. Der Vollmond stand hoch am Himmel, zwischen den Sternbildern Zwillinge und Krebs. Weilt ein Sommervollmond in südlichen Tierkreissternbildern, etwa im Skorpion und dem Schützen, steht er für Beobachter auf der Nordhalbkugel der Erde entsprechend tief am Himmel. Die Wintervollmonde hingegen folgen zuverlässig dem Sonnenstand des Hochsommers…. Ein komplexes Positionsspiel.
Anfang Januar befindet sich die Erde auf ihrer Bahn stets in Sonnennähe. Der Erdschatten in Entfernung des Mondes ist somit geringfügig kleiner als im Sommer bei Sonnenferne, die Anfang Juli erreicht wird. Befindet sich zudem der Mond wiederum in Erdnähe (Perigäum, am 21. Januar 2019 um 21 Uhr) wird der Kernschatten der Erde in etwas mehr als einer Stunde durchlaufen. Das ist vergleichsweise von recht kurzer Dauer, begünstigt dadurch, daß der Mond bei dieser Finsternis nicht zentral durch die Kernschattenmitte lief … Ein komplexes Raum-Zeitspiel.
Zwischen beiden Mondfinsternissen – Juli 2018 und Januar 2019 – lag nicht nur ein halbes Jahr Zeitdifferenz und nahezu 180° Abstand in Länge der Ekliptik (die scheinbare jährliche Sonnenbahn), sondern auch gut und gerne 36 Grad Celsius Differenz in der Außentemperatur! Südlich von Hannover legte sich tags zuvor dicker Raureif über Felder und Bäume, und es funkelten nicht nur die Sterne am Himmel, sondern auch Myriaden von Eiskristallen im Mondlicht auf der Erde.
Für Beobachter auf 52° Nord und 9,8° Ost verlässt der rötlich leuchtende Mond den Kernschatten der Erde am frühen Morgen zum Monduntergang. In der fortgeschrittenen Dämmerungsstunde verfärbt er sich in den horizontnahen Dunstschichten alsbald gelb bis orange.
Der Januar-Vollmond heißt seit vielen Jahrhunderten im deutschsprachigen Raum ‚Hartung‘ oder auch ‚Wolfsmond‘ genannt. Eine vergleichbare Finsternis findet in Mitteleuropa erst wieder in zehn Jahren statt, am 20. Dezember 2029. Diese Finsternis trägt die Nummer 27 und ist Teil des Saroszyklus 134, der von 1550 bis zum Jahre 2830 währt und insgesamt 72 Mondfinsternisse umfasst.

 

Aufnahmedaten

Bild 1 – Die ganze Finsternis in einem Bild:

Datum: 21. Januar 2019
Uhrzeit: 3 Uhr 48 bis 7 Uhr 42 MEZ
Brennweite: 24 mm
Blende: 5,0
Empfindlichkeit: ISO 250
Serienaufnahme, alle 3 Minuten
Zeitraum: 78 x 3 Minuten
Gesamt: 3 Stunden 54 Minuten
Belichtungszeiten: 1/400 bis 8 Sekunden
Zeiten permanent nachgeführt
Belichtungsmessung mit zweiter Kamera
 

Bild 5 – Lichtspuren:

Die Sequenz der vollständigen Kernschattenphase entstand mit Langzeitbelichtungen ohne Unterbrechungen. Jeweils 30 Sekunden belichtete Einzelbilder ergeben eine kontinuierliche Lichtspur am Himmel, in der die Helligkeit ab- und wieder zunimmt. Westlich des Mondes begleiten die beiden Sterne Castor und Pollux im Sternbild Zwillinge die Finsternis.
 

Weitere Bilder:

Die anderen Aufnahmen entstanden mit Objektiven / Brennweiten von 50 mm und 400 mm sowie einem Fisheye-Objektiv 8-15 mm mit 180° Bildwinkel.