DIE RAUMSTATION ISS ZWEIMAL VOR DER SONNE – 18.08.2018

Der altbekannte Spruch „Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein“ gewinnt bei der Beobachtung eines Vorbeifluges der Internationalen Raumstation ISS vor der Sonne eine neue Dimension. Nicht nur die extrem kurze Dauer von weniger als einer Sekunde, sondern auch der nur etwa 5 km schmale Korridor des Bodenpfades von dem aus Transite überhaupt sichtbar sind, rückt die erforderliche Genauigkeit der Aufnahmevorbereitung in ein anders Licht. Zum Glück gibt es frei zugängliche Datenbanken, die solche Ereignisse mit sehr hoher Genauigkeit aufzeigen. Die Bahn- und Positionsdaten sowie die Koordinaten des Beobachtungsortes mit dem Rechenschieber ermitteln zu wollen, ist bei der geforderten Präzision selbst für den erhöht versierten Laien schlicht und einfach unmöglich. Dieses Unterfangen bleibt einer Handvoll Spezialisten unserer Spezies vorbehalten.
Zum Aufnahmezeitpunkt des ersten Transits befindet sich die 109 Meter große ISS in einer Entfernung von 529 km und zieht mit scheinbaren 47,7 Bogenminuten pro Sekunde von West nach Ost über den Himmel. Da die Sonne an unserem Himmel an diesem 18. August 2018 einen scheinbaren Durchmesser von 31.36 Bogenminuten aufweist, ergab sich eine Transitdauer von nur 0,66 Sekunden. Auch extrem gute Datenbanken empfehlen den exakten Zeitpunkt eine halbe Stunde vor dem Transit nochmals zu überprüfen. Wenige Sekunden Ungenauigkeit bedeutet mitunter hunderte schön belichteter Einzelfotos, jedoch meist ohne ISS, die kurz zuvor vorbeigerauscht ist oder das noch vorhat. Mit Korrektur und Funkuhr ausgerüstet beginnt die Belichtungsreihe 15 bis 20 Sekunden vor der angegebenen Zeit. Nach einer Minute besteht die Chance, auf 5 bis 6 Bildern von über 500 Fotos einer Belichtungsreihe die Silhouette der ISS vor der Sonne ausfindig zu machen.
Ein Sonnenfilter vor dem Objektiv lässt genau 1/1000 Prozent des gleißenden Sonnenlichts hindurch, die ISS erscheint pechschwarz vor unserer schön im weißen Licht leuchtenden Sonne. Erkennbar sind insbesondere die großen Sonnensegel der Raumstation, sowie ein paar kleine Sonnenflecken nahe dem Mittelpunkt der Sonnenscheibe. Es sind derzeit nicht gerade viele Flecken vorhanden, da sich die Aktivität im durchschnittlich 11 Jahre währenden Zyklus nahe dem Minimum befindet. Etwa 95 Minuten später und eine Erdumrundung weiter ergab sich von demselben Standort aus der nächste Transit der ISS vor der Sonne um 14 Uhr 47.

Aufnahmedaten Bild 1:

Datum: 18.08.2018
Uhrzeit: 13 Uhr 11 MESZ
Aufnahmeort: Gelbensande, bei Rostock, Germany
Position: 12° 18‘ 25‘‘ Ost, 54° 12‘ 24‘‘ Nord
Teleskop: ED-Apochromat 80 mm f/7
Aufnahme im Fokus: Brennweite 560 mm
Kamera: Canon 80D, APS-C-Format
Brennweite eff. = 900 mm
Sonnenfilter: Baader Planetarium Astro Solar ND 5.0
Transmission: 1/1000 % des weißen Sonnenlichts
Empfindlichkeit: ISO 320
Belichtungszeit: 1/2500 Sekunde,
d. h. Bewegungsunschärfe der ISS: ca. 1,152 Bogensekunden je Sensor-Pixel
Frequenz Aufnahme: High-Speed Reihenaufnahme, 7 Bilder/Sek.
Serienbelichtung mit ca. 420 Einzelaufnahmen (jpg) im Live-View-Modus
5 Bilder der Serie mit ISS zu einem Komposit zusammengefügt
 

Aufnahmedaten Bild 2:

Wie Aufnahme 1
Uhrzeit: 14 Uhr 47 MESZ

Bild 3 und 4:

Komposit aus Bild 1 und 2

Hinweise:

Der Abbildungsmaßstab einer APS-C-Kamera (Canon 80D) mit 24 Mio. Pixeln beträgt 1,3611 Bogensekunden pro Pixel bei 560 mm Brennweite und einer Pixelgröße des Sensors von 3,7 Micrometern. Legt man eine Belichtungszeit von 1/2000 Sekunde zugrunde, beträgt die Bewegungsunschärfe 1,44 Bogensekunden, bei einer 1/2500 Sekunde beträgt diese 1,15 Bogensekunden. Somit ergibt sich bei der rasend schnellen ISS bei 1/2500 Sek. keine Bewegungsunschärfe. Die allgemeine Bildschärfe jedoch hängt nur vom exakten Fokus ab.

Meteorologie:

25° Lufttemperatur
55% relative Luftfeuchte
Bild 1 leichte Dämpfung durch Schleierwolken
Bild 2 weitgehend klar, jedoch starkes „Luftflimmern“