EKKEHARD GNADLER PHOTOGRAPHIEN

EKKEHARD GNADLER

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Sommernächte

Weltumspannend gleiche Lichtverhältnisse auf einem bestimmten Breitengrad vorzufinden, ist eine faszinierende Raum- und Zeitvorstellung. Tag- und Nachtseite wechselt, und kontinuierlich wandert die Dämmerungsgrenze über die Erde. So verschiebt sich die Mittagszeit für jeden Längengrad für jeden Ort. Beobachtet man über einen längeren Zeitraum den Sonnenstand, dann ändert sich natürlich auch stetig die täglich größt- oder kleinstmögliche Sonnenhöhe an unserem Firmament. Jahreszeiten sind auf einem bestimmten Breitengrad an einem bestimmten Tag stets gleich, und damit auch die Lichtverhältnisse.

Auf der Nordhalbkugel erreicht die Sonne im weltumspannenden Meridian auf mittleren Breitengraden von 50° bis 55° ab Mai eines jeden Jahres Höhen – oder besser gesagt: Tiefen –, die für helle Sommernächte und für Tageslicht im Norden sorgen, während sich gleichzeitig im Süden der Sternhimmel funkelnd entfaltet. Gerade in dieser Zone entsteht Dämmerung, die noch dem Tag zugewandt sein mag, und Nacht zugleich. Die uns umgebende Landschaft bleibt leicht erhellt, Mond und Planeten leuchten mild auf, und werden begleitet von der prachtvollen Sommermilchstraße, die wie ein Silberband in den Sternbildern Cassiopeia, Perseus, Schwan, Adler bis hinunter in den Süden zum Schützen und Skorpion schimmert. Es ist ein erhabenes Gefühl, in warmen Sommernächten dort draußen zu sein.

Unser innerer Nachbarplanet Venus erschien im Mai wie ein neuer Mond sichelförmig, auf dem Weg zur unteren Konjunktion, dem Ort zwischen Sonne und Erde. Begleitet haben uns im Jahre 2020 im Juni und Juli immer wieder Nachtleuchtende Wolken, manches Mal über das halbe Himmelsgewölbe hinweg, eine interstellare Erscheinung am Übergang der Atmosphäre zum Raum. Besonders aber bleibt uns der Besuch eines hellen Kometen am Nordhimmel in Erinnerung. Im August schließlich tauchten zahlreiche Sternschnuppen des Perseidenstroms auf, während sich die beiden größten Planeten des Sonnensystems, Jupiter & Saturn, über Wochen einander langsam näherten. Zur Weihnachtszeit werden sie so nahe am irdischen Firmament stehen, daß es wieder wie ein Stern aussehen wird. Bei Herbstbeginn schließlich stand die Mondsichel im Dunst eines verschleierten Abendhimmels sehr tief, die ersten Nebelherbstnächte kommen auf.

Die Aufnahmen der Reihe Sommernächte entstanden von Anfang Mai bis Ende September 2020