EKKEHARD GNADLER PHOTOGRAPHIEN |
3 ½ Tage noch Neumond besuchte der zunehmende Mond am Abendhimmel unseren inneren Nachbarplaneten, die Venus. Beide befinden sich im Sternbild Stier (Bild 1). Ein Komposit mit mehreren Mondsicheln zeigt den Pfad in Richtung Monduntergang auf dem 54sten Breitengrad Nord. Extrem hell leuchtet das "aschgraue Erdlicht", das von der Erde reflektierte Sonnenlicht auf der sonst dunklen Mondscheibe. Am Südpol des Mondes leuchten die Bergspitzen der Region um Krater Scott, benannt nach dem Polarforscher Robert Falcon Scott. Sie liegen neben dem Krater Amundsen, der 1912 als erster den Südpol der Erde erreichte (Bild 2). An diesem Abend des 25. April stand der Mond wunderschön im Goldenen Tor der Ekliptik, ein Ort zwischen den Hyaden und den Plejaden im Tierkreis, den einschließlich Sonne alle Planeten und der Mond kreuzen (Bild 3). Am Abend zuvor konnte das Neulicht gesehen werden: Es ist dies stets die erste Sichtung einer sehr schmalen Mondsichel nach Neumond (Bild 4).
In der Kalenderwoche 19 des Jahres 2020 herrschten nahezu namibische atmosphärische Verhältnisse. Eine selten gesehene Transparenz, und bis zum Horizont hinunter waren die Sterne deutlich sichtbar. Hinzu kam der nahezu vollständig flugzeugfreie Himmel dieser Corona-Zeiten. Diese, wenn man so sagen darf, ganz besondere optische Stille wurde jäh unterbrochen, als aus Westen eine Satelliten-Armada auftauchte und den Himmel zerschnitt. 60 Starlink-Satelliten zogen wie an einer Perlenkette aufgereiht eine Stunde lang über den Himmel von West nach Ost (Bild 5). Eine Langzeitbelichtung zeigt den Korridor aller 60 Lichtspuren, bis sie im Osten im Erdschatten eintauchen und unsichtbar werden (Bild 6). Bereits an den Abenden davor waren zwei weitere „Start-ins-Orbit-Aktionen“ zu sehen. Dabei kreuzten sie das klassische Frühlingssternbild Löwe, etwa 50° – 55° Höhe über dem Horizont. Die Lichtspuren entsprechen jeweils 10 Sekunden Belichtungszeit (Bild 7 und 8). Eine weitere Nacht davor (Bild 9) zeigt eine länger belichtete Tele-Aufnahme die Lichtspuren als "Telegraphen-Drähte" der Starlink-Satelliten, ebenfalls wieder im Sternbild Löwe.
Der helle Abendstern Venus leuchtet im April des Jahres 2020 brillant auf. Sie ist wegen ihrer enormen Helligkeit derzeit auch am Taghimmel sichtbar. Nach der Passage durch die Plejaden am 3. April, funkelt sie nun deutlich nördlicher und im Dreieck mit den Hyaden und dem Siebengestirn (Bild 10).
Die Weite mit einem uneingeschränkten Blick nach Norden genießt man auf einem Turm am Meer (Bild 11). Mittig über der Insel Hiddensee mit seinem berühmten Leuchtturm rotieren die Sterne infolge der Erdrotation. Die Länge der Lichtbögen entspricht dabei genau zwei Stunden. Eine weitere überlagerte Aufnahme zeigt die Sterne punktförmig. Die hellste Spur im Westen stammt von Venus, im Osten gehen bereits kurz nach Mitternacht die ersten Sommersternbilder auf. Über Hiddensee steht das Bild der Cassiopeia. Die Lichtglocken am Horizont, etwa in der Bildmitte, sind die nur 135 km entfernten nordischen Städte Malmö und Kopenhagen. Im Mittelpunkt der Kreise dieser wie ein Zeit-Tunnel wirkenden Aufnahme ruht der Himmelsnordpol.
Zeitraum: 19. bis 26. April 2020
Uhrzeiten: Jeweils ab nautischer Dämmerung bis Mitternacht
Orte: ca. 54.4° Nord und 13.1° Ost
Optiken Bild 1-11:
Vollformat 11 mm Fisheye, 10 mm, 28 mm, 85 mm
APS-C-Format mit 28 mm, 50 mm, 200 mm und 400 mm