EKKEHARD GNADLER PHOTOGRAPHIEN |
Waren in früheren Zeiten Kometen dem Glauben nach Unheilsbringer, so sind diese kosmischen Vagabunden mit unserem heutigen Fachwissen betrachtet besonders schöne Himmelserscheinungen. Ein seltener Gast namens C/2020 F3 Neowise war im Sommermonat Juli des Jahres 2020 am nördlichen Sternhimmel zu bewundern.
Der Komet wurde erst Ende März 2020 vom Weltraumteleskop Neowise entdeckt, daher die etwas sonderbare Bezeichnung. Er bewegt sich auf einer langperiodischen Bahn um die Sonne und erreichte am 3. Juli 2020 das Perihel, den sonnennächsten Punkt. Am 23. Juli 2020 war seine Distanz zur Erde minimal, in Zahlen ungefähr 100 Millionen Kilometer. Das ist die 260-fache Entfernung Erde-Mond. Danach entfernte er sich wieder immer weiter von unserer Erde und wird erst in etwa 7000 Jahren zurückkehren. Aber so genau weiß das niemand. Von Tag zu Tag erreichte er nördlichere Stellungen am Himmel und wechselte am 12. Juli vom Fuhrmann in das Sternbild Luchs. Am 17. Juli wanderte er in den Großen Bären, Ende Juli dann in das Haar der Berenike, Anfang August in die Jungfrau und kurz darauf wird er das Bilde des Bärenhüters durchlaufen. Seine Helligkeit wird mit zunehmender Entfernung allmählich nachlassen und seine Erscheinung deutlich verblassen. Die Erinnerung hingegen wird bleiben, bei Jedem, der diesen schönen Schweifstern gesehen hat.
Je nach geografischem Breitengrad des Beobachtungsstandortes war der Komet zwischendurch am nördlichen Firmament in Mitteleuropa zirkumpolar. Durch seine relative Nähe zum nördlichen Himmelspol (Polarstern) ging er weder auf noch unter, so dass auch die Ausschau am Abend- und am Morgenhimmel an Bedeutung gewann. Die hellen nordischen Juli-Sommernächte setzten jedoch Grenzen bei der Beobachtbarkeit. Mit zunehmender nördlicher Breite stand der Komet zwar höher am Himmel, jedoch nahm auch die Helligkeit der Dämmerung zu.
Vom 7. bis zum 25. Juli konnte ich das Schauspiel mit dem Hauptdarsteller C/2020 F3 an verschiedenen Standorten von Süddeutschland aus, über die Mecklenburgischen Seenplatte, bis hinauf zur Ostsee auf der Himmelsbühne sehen. Begleitetet wurde diese Tournee mit Schweifstern Mitte Juli vom abnehmenden Mond und von immer wiederkehrenden, wunderschönen, hellen nachtleuchtenden Wolken. Das Sonnenlicht regte nicht nur die Schweifbildung des Kometen an, sondern hob auch die Kristalle in der Mesopause in etwa 85 Kilometer Höhe mit ihren filamentartigen Strukturen hervor. Ihr silberblaues Bilderweben verlieh diesem einmaligen Bühnenbild in hellen Mondnächten zusätzlichen Zauber.
Bild 1, Komet über Bäumen,
Region Altefähr, Insel Rügen, 54°,33°N
Bild 2 und 3, Himmelsgewölbe, Komet und Sommermilchstraße
Region Altefähr, Insel Rügen, 54,33°N
Bild 4 und 5, Komet am Abendhimmel,
Stralsund, 54,32°N
Bild 6 und 7:
18. Juli 2020, Komet über dem Steingrab Nobbin,
Region Kap Arkona, Insel Rügen, 54,65°N
Bild 8 und 9:
14. Juli 2020, Komet über dem Tollensesee,
bei Neu-Brandenburg, 53,47°N
Bild 10 bis 12:
10. Juli 2020, Komet über Kirchheim / Teck, am Jusiberg,
bei Kohlberg, Schwäbische Alb, 48,55°N
Bild 13 bis 16:
8. Juli 2020, Komet über den Fildern,
Aichtal bei Stuttgart, 48,61°N
Bild 17:
7. Juli, Komet über Schlaitdorf, Landkreis Esslingen,
südlich von Stuttgart, 48,59°N