BLICKWINKEL

In Zeiten entfesselter Mobilität erleben wir die Welt in zunehmend drastisch verkürzten Raum-Zeitdistanzen. Einem Autofahrer bieten sich eigentlich nur noch verwischte und verwaschene Bilder, die auf ihn zu -oder beim Blick aus dem Seitenfenster- an ihm vorbei rauschen, ja geradezu vorbeistürzen. Es erscheint, als würde um des Zieles der Reise willen die Strecke eliminiert werden. Längst ist nicht mehr der Weg das Ziel, sondern oft erscheint das eigentliche Ziel –das Reisen- im Weg zu sein. Rasch ankommen ist die Devise. Das geschieht sozusagen zwangsläufig freiwillig. Doch nicht nur die sichtbare Umgebung verflüchtigt sich zu Schemen. Der mittlerweile komfortabel verpackte Passagier wird auch seiner übrigen Sinne vollständig beraubt. Die vom Fahrzeug durchbohrte und vergewaltigte Umgebung verliert ihre visuellen, taktilen, akustischen und Geruchs-Qualitäten. Also all das, was Reisen und Unterwegsein eigentlich ausmacht.
Blickwinkel II ist eine kurze, erzählende Sequenz einer Autofahrt, die an einem Bilderbuch-Sommertag in Mecklenburg entstanden ist.